Pain and partly gain- or how I survived the waterfall tour

Ein offener Punkt bei den Aktivitäten, die von Upskill für die Studenten angeboten wurden, war ein Wochenendtrip nach Lemukih, um die dortigen Sekumpul Wasserfälle zu besuchen. Ich war anfangs etwas skeptisch, da das heiße Wetter kombiniert mit körperlicher Anstrengung bei mir leider dazu führt, dass mein linker Arm bedingt durch den gestörten Lymphfluss anschwillt. Aber das Team von Upskill beruhigte mich und meinte, es wäre dort oben gar nicht so warm und ich müsste ja auch nicht mit bis zu den Wasserfällen wandern.

Also dachte ich, nunja warum denn nicht? Wandern gehe ich ja auch in Deutschland gerne und oft, und so schlimm wird es dann wohl nicht sein. Manchmal sollte ich allerdings auf mein Bauchgefühl hören. ????

Wir fuhren Samstag morgens los in Richtung Lemukih. Auf dem Weg dorthin war der erste Stop in Tabanan beim Subakmuseum. In diesem Museum konnte man die Bewässerungstechnik im hiesigen Reisanbau genauer betrachten. Unsere Museumsführerin zeigte uns erst einen Film über die Subaktradition und erklärte uns dann geduldig die Arten der Reisterrassenbewässerung, die Verteilung unter den Bauern, sowie die gesellschaftliche Gliederung innerhalb des Bauernverbandes. Das Subakmuseum wurde 1975 auf Initiieren von I Gusti Ketut Kaler gegründet. Er hatte die Idee, die traditionelle Subak- Institution als ein kulturelles Erbe der Nation zu bewahren.

Das Subak- Bewässerungssystem gibt es auf Bali schon seit dem 11. Jahrhundert. Es entwickelt sich noch heute weiter und spiegelt die Identität mit den grundlegenden philosophischen Merkmalen von „Tri Hita Karana“, dem Konzept eines Gleichgewichts der drei Ursachen des Glücks wider. Die drei Ursachen des Glücks wurden schon in einem früheren Blogeintrag genannt. Es sind Pawongan (Gleichgewicht zwischen Mitmenschen), Palemahan (Harmonie zwischen Menschen und Natur) und Parahyangan (Gleichgewicht zwischen Menschen und Gott).

1981 wurde das Museum dann schließlich eingeweiht. Die moderne Technologie hat jedoch auch hier Einfluss. Es wird immer schwieriger, traditionelle Geräte zum Reisanbau zu finden und zu ersetzen. Noch kann man jedoch eine Vielzahl solcher Geräte in diesem Museum betrachten. Unter anderem sogar ein uraltes Vermessungsgerät. Nach einem kurzen Abstecher auf die Toilette (ganz wichtig auf Bali, man weiß nie, wann man wieder die Gelegenheit dazu bekommt!), ging es dann auch schon weiter.

Der zweite Stopp war am Strawberry Shop in der Nähe des Danau Batur Tempels. Dort gab man uns Zeit, die Gegend zu erkunden. Da wir nicht so sehr an den Erdbeeren interessiert waren, machten wir uns auf den Weg zum Tempel. Der Tempel ist ein hinduistischer balinesischer Tempel, der dem Gott Vishnu und der Göttin des Sees, Ida Batari Dewi Ulun Danu, gewidmet und liegt am Rand eines riesigen Kratersees. Als einer der Pura Kahyangang Jagat ist der Pura Ulun Danu Batur einer der wichtigsten Tempel auf Bali. Er repräsentiert den Norden als Richtung und erhält die Harmonie und Stabilität der gesamten Insel. Der Batursee ist der größte See auf Bali und sehr wichtig, da er die primäre landwirtschaftliche Wasserquelle darstellt. Übersetzt lautet Pura Ulun Danu ungefähr „Tempel der Wasserquelle“. Das Wort „Batur“ bezieht sich auf das Dorf, in dem der Tempel liegt und bedeutet so viel wie „rein“. Wasser ist für die Balinesen von größter Bedeutung, da ihre Landwirtschaft hauptsächlich auf dem Reisanbau fußt und somit auf die Verfügbarkeit von Wasser angewiesen ist.

Vor dem Ausbruch des Vulkans Mount Batur in 1917 lagen der Tempel und das Dorf ursprünglich am südwestlichen Fuß des Vulkans. Der Ausbruch und der Lavastrom kosteten tausenden Menschen das Leben. Jedoch kam der Lavastrom vor den Toren des Tempels zum Stillstand. Das sahen die Menschen als ein Zeichen der Götter, ein gutes Omen, und beschlossen, trotz allem in der Gegend zu bleiben.

1926 brach der Mount Batur erneut aus. 1500 Dorfbewohner verloren ihr Leben, das Dorf Karang Anyar und das Tempelareal wurden komplett zerstört, doch der Hauptschrein des Tempels überlebte. Die Gegend jedoch war unbewohnbar geworden. Somit wurde beschlossen, die Einwohner von Karang Anyar zu relokalisieren. Der Hauptschrein und die noch existierenden wichtigen Erbstücke wurden ebenfalls an einen neuen Ort gebracht.

Das Gelände des Pura Batur besteht aus neun unterschiedlichen Tempeln, die zusammen 285 Schreine und Pavillons enthalten. Diese sind verschiedenen Göttern gewidmet, wie z.B. des Wassers, der Landwirtschaft, der Kunst etc. Der Hauptschrein von Pura Ulun Danu Batur ist ein 11-stufiger Meru- Schrein, der dem Gott Shiva und seiner Frau Parvati gewidmet ist, und befindet sich im inneren Heiligtum.

Als wir dort ankamen, war schon sehr viel los. Viele Reisebusse parkten auf dem Parkplatz und Schwärme an Menschen befanden sich auf den Wegen. Indonesier sind meistens nicht besonders leise und sie breiten sich wirklich überall aus. Es war z.T. schon recht schwierig, ein vernünftiges Foto zu schießen, ohne etliche fremden Menschen darauf zu haben. Aber wir waren trotzdem erfolgreich.

Am Himmel zogen sich drohende Gewitterwolken zusammen und so machten wir uns auf zum letzten Stopp des Tages, dem kleinen Homestay von Buda. Klein, einfach und mit einer schönen Aussicht. Da ist sie wieder, die Nice View. Das einzige, was dem einen oder anderen ein wenig die Nacht versalzen hat, war die Abwesenheit einer Klimaanlage. Während unsere Betreuerinnen vor sich hin bibberten, weil es ja sooo kalt wäre, liefen wir fröhlich frisch in kurzen Klamotten umher und wünschten uns noch ein paar Grad weniger. ????

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, ging es dann auf zu dem eigentlichen Ziel unserer Reise. Den Sekumpul Wasserfällen.  Meinem schlimmsten Alptraum. Doch mehr dazu später. Die kühle Temperatur, die angeblich dort oben herrschen sollte, vermisste ich schon, als ich das Bungalow im Homestay verließ und mich in Richtung Bus aufmachte. Auch die Steigung des Weges und die Höhe der Stufen hätte mir schon zu denken geben sollen. Aber man ist ja frohen Mutes und schreitet voran. Der Busfahrer setzte uns am entsprechenden Parkplatz ab und die restliche Strecke verlief per pedes.

Der erste Abschnitt ging stetig bergab, was für meine Knie noch relativ angenehm war. So konnte ich die Aussicht genießen, ein paar Fotos machen und auch die Entis wieder herauskramen. Schließlich kamen wir dann zur Quelle der Wasserfälle. Es ist schon sehr schön da. Das Wasser ist leicht grünlich durch Algenbewuchs, aber klar und rein.

Nun musste ich mich entscheiden. Gehe ich mit den anderen den beschwerlichen Weg nach unten zu den Wasserfällen oder bleibe ich 3 Stunden bei brütender Hitze ohne wirklich Sitzgelegenheit im Schatten an der Quelle. Ich muss dazu jedoch noch eine Information geben: meine Knie sind beide nicht mehr die Besten. Retropatellare Arthrose dritten und vierten Grades, also Schweizer Käse hinter den Knieplatten. Normalerweise kann ich das ganz gut abfangen, indem ich intensives Beintraining betreibe und somit die stützende Muskulatur stärke. Durch meine gesundheitlichen Blessuren und die etwas schwierige OP Anfang des Jahres ist besagte Muskulatur aber wieder verkümmert, da ein Training nicht möglich war. Also was tun? Ich bin letztendlich trotz besseren Wissens mitgegangen. Einfach auch, weil ich keine Lust hatte, alleine dort rumzusitzen.

Der Abstieg war beschwerlich. Die Stufen waren sehr steil und zum Teil über 40 cm hoch. Und wenn ich steil sage, dann meine ich auch wirklich steil! Als ich unten ankam, zitterte mein rechtes Bein unkontrolliert und ich musste mich erst einmal setzen und ausruhen. Der Anblick der Wasserfälle war dann ja doch recht schön. Wasserfälle haben immer etwas Beeindruckendes an sich.

Die Sekumpul Wasserfälle konnte man schon von Weitem Rauschen hören. Und dann tat sich dieser mystische Anblick auf. Wassernebel hing in der Luft und die darauf scheinenden Sonnenstrahlen bildeten tausende kleine Regenbögen. Die Zwillingswasserfälle fallen 80 m in die Tiefe, umgeben von dichtem Dschungel und ins Licht strebenden Bäumen. Ein magischer Anblick, wie aus Pandora. Ich hielt inne, zum Einen, um meine Knie zu schonen, zum Anderen, um die Szenerie auf mich wirken zu lassen.

Die Anderen hüpften ins Wasser und nahmen ein Bad, während ich versuchte, wieder Ruhe in meine Muskulatur zu bringen. Die schwüle Hitze tat dabei nicht besonders gut. Doch die Wassernebelschwaden kühlten zum Glück ein wenig ab. Nachdem alle ausgiebig gebadet und Fotos gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg zu einem zweiten Wasserfall in der Nähe, dem Fiji Wasserfall. Insgesamt besteht das Areal der Sekumpul Wasserfälle inklusive der Quelle aus 7 Wasserfällen. Glücklicherweise waren hier keine Stufen zu überwinden. Auch hier lief es ähnlich ab. Ankommen, Staunen, Fotos machen, Baden.

Und dann kam der Rückweg. Ich nahm mir vor, ganz langsam zu machen. Stufe für Stufe. Auch Christian hatte Schmerzen in den Beinen und stand ständig kurz vor einem Krampf. Also ließen wir die anderen vorgehen und schlichen hinterher. Zumindest versuchten wir es.

Es gab einen Punkt, an dem ich leicht in Panik verfiel. Was ist, wenn ich es nicht wieder hoch schaffen? Ich sah nach oben und sah nur noch endlose Stufen. Meine Knie knirschten und taten weh, meine Lunge brannte und zack kam auch gleich der erste Asthmaschub. Es war schlichtweg gesagt die Hölle.

Doch irgendwann erreichten auch wir unser Ziel. Auch wenn ich mir von den Betreuerinnen etwas mehr Empathie gewünscht hätte. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte nicht bemitleidet werden. Die Dinge sind nun mal so, wie sie sind. Aber wenn jemand mit Schmerzen im Bus liegt, sorge ich dafür, dass derjenige schleunigst nach Hause kommt und zögere die Abfahrt nicht noch um über eine Stunde heraus.

Die darauffolgende Woche war alles andere als angenehm. Meine Knie waren entzündet und das Laufen war sehr schmerzhaft. Viel Tigerbalsam, Ibuprofen und Beine hochlegen verhalfen dann zur Genesung.

Alles in allem muss ich sagen, dass der Trip zwar recht schön war, was das Museum und den Tempel anging. Die Wasserfälle sind jedoch nur etwas für gesunde und sportliche Menschen. ????

Christian’s und meinen Beinen geht es mittlerweile wieder gut. Wir achten jedoch sorgsam darauf, sie nicht wieder zu überanstrengen. Schließlich wollen wir ja noch viel erleben. Denn jetzt, endlich, beginnt unsere Urlaubszeit! Die Final Exams sind geschafft, die Abschlusszeremonie vorbei, das Zertifikat eingetütet. ❤

Ich kann es kaum glauben, dass der akademische Teil des Auslandssemesters nun vorbei ist. Nun haben wir den Kopf frei, um einen kleinen Teil dieses großen Landes entdecken zu können. ????✌

4 Gedanken zu „Pain and partly gain- or how I survived the waterfall tour“

  1. Wieder ein interessanter Bericht!
    Der Name des Tieres den ihr sucht ist ein Muntjak, eine in Asien lebende Hirschart (ich schaue gern Zoosendungen :-))
    Liebe Grüße, viel Spass und hoffentlich nicht zu viel Regen auf eurer Tour Gudrun

    1. Ha! Sie sind ja Gold wert! Ich war gestern Abend so müde und schockgefrostet von der Klimaanlage, dass ich nicht mehr genau recherchiert habe. Vielen Dank für die Information! ????
      Den Regen haben wir übrigens geschickt umgangen ????

Schreibe einen Kommentar zu GUDRUN Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.