Snippets of Life- oder: Was in der Zwischenzeit geschah

Die Tage auf Bali vergehen wie im Flug. Oft weiß man abends nicht, wo der Tag geblieben ist. Kaum ist man aufgestanden und zur Uni gefahren, so ist man auch schon wieder Zuhause und die Sonne geht unter. Es mag vielleicht den Eindruck haben, als würden wir nur Zeit in der Universität Udayana verbringen, dem ist aber nicht so. Ab und an unternehmen wir auch etwas. Manchmal mache ich das allein bzw. mit meiner Tante zusammen, manchmal sind auch die anderen dabei. In den meisten Fällen habe ich entweder meine Kamera oder mein Handy dabei und kann somit die einen oder anderen lustigen, komischen oder auch seltsamen Dinge auf meinem Weg fotografieren.

Aber fangen wir einmal von vorne an. Wir sind jetzt ein wenig mobiler als zuvor. Mit anderen Worten, wir haben uns für die Zeit hier ein Auto gemietet. Da mittlerweile schon 4 Leute in unserem Studiengang mit den hier üblichen Motorrollern verunglückt sind, hatten wir nicht so wirklich Lust uns in die Reihen der bescheuerten Bules (Ausländer) auf dem Moped einzureihen. ????‍♀️ Das Auto ist jetzt nicht wirklich neu und der innere Monk in uns zuckt unweigerlich zusammen, wenn wir dezent die Schürze wieder in Position schieben, nachdem wir mal wieder über eines der hier allzu zahlreich vorhandenen Schlaglöcher gefahren sind. Aber es fährt uns von A nach B (bisher recht zuverlässig) bzw. von unserem Haus zur Universität und wieder zurück.

Da ich in Indonesien damals das Autofahren gelernt habe, war die Umstellung in den Linksverkehr für mich gar nicht so schlimm. Auch Marc schlägt sich bisher beim Fahren ganz tapfer. Er hatte zwar einmal einen halbherzigen Versuch gestartet, uns von einer Klippe zu stürzen, aber glücklicherweise hat er es sich dann doch noch einmal anders überlegt. Es liegt jedoch die Befürchtung nahe, dass wir nach unserer Rückkehr nach Deutschland bei Tempo 50 einen klassischen Tunnelblick entwickeln könnten, da jegliche Geschwindigkeit über 40 km/h einen in einen Geschwindigkeitsrausch versetzt. ????

Ab und an verschlägt es uns nach Denpasar. Dort gibt es ja die schon erwähnte großartige Eisdiele mit den zig verschiedenen Eissorten. Und den Bombolone. Nein, dass sind keine Sprösslinge von Tom Bombadil. Anscheinend werden hier so die Berliner genannt. Da wir aber eher wegen dem Eis dort waren, gab es zu Jans Bedauern keine Bombolone.

Dafür gab es aber Pikachu. Und einen…ja was ist das eigentlich? Ein Transformer? Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht? Einen Roboter halt! Die Beiden waren so freundlich, sich für ein paar Schnappschüsse zur Verfügung zu stellen.

Die Universität feierte ihren 57. Geburtstag und wir wurden zu den Festivitäten eingeladen. Bzw. es wurde von uns erwartet, auch aktiv daran teilzunehmen. So fanden an dem Tag verschiedene Wettbewerbe statt, unter anderem ein Kostümwettbewerb für die ausländischen Studenten. Die Mädels mussten so schnell wie möglich einen Sarong binden, während die Jungs die traditionelle balinesische Kopfbedeckung um ihre Köpfe wickeln mussten. Per Applaus wurde dann der Gewinner ermittelt. In der Sarongkategorie hat Emma aus unserem Studiengang gewonnen, während Marc bei den Herren abgeräumt hat, indem er die weiblichen indonesischen Studenten mit seinen Spezialmoves becirct hat. Unsere Dozentin war sehr stolz auf ihn, vor allem aber auch, weil er der Einzige war, der morgens um sieben bei dem „Wettlauf“ mitgemacht hat.

Was heißt schon Laufen in Indonesien? Hier wird mehr als 400 m laufen als Landstreicherei betrachtet! Also war es eigentlich ein gemütlicher Morgenspaziergang. Bloß nicht zu schnell, man könnte ja schwitzen. Für seinen Einsatz hat Marc dann aber auch ein Udayana Shirt und eine Gratismahlzeit abgestaubt.

Um das Rektorat herum waren zahlreiche Fressbuden aufgebaut. Man hatte eine große kulinarische Vielfalt, vom Hotdog bis zum Bakso. Während Naja für einen Kaffee anstand, der zwar mit viel Liebe zubereitet wurde, aber einen distinktiven sauren Nachgeschmack hatte, fiel mir ein etwas seltsamer Umstand an dem Stand daneben auf. Man beachte bitte auf dem Foto, auf was die gefüllten Plastikbecher stehen.

Ja, richtig gesehen. Sie stehen zum „Warmhalten“ auf dem Grill. Äh jaaa…der Materialdesigner zuckt unweigerlich zusammen und versucht, die zuckenden Finger unter Kontrolle zu behalten. Generell ist es in Indonesien mit der Arbeitssicherheit genauso weit her, wie mit der sonstigen Sicherheit. Des Öfteren haben wir nun schon Situationen beobachtet, bei denen sich einem Deutschen die Zehennägel aufrollen würden. Das Beispielfoto weiter unten, auf dem ein Herr zu sehen ist, der einen Schrank per Moped transportiert, ist ein relativ harmloses.

Marc, Naja und ich hatten beschlossen, uns einen Spa Day zu gönnen. 150 Minuten pure Entspannung bei einer Ganzkörpermassage, gefolgt von einem Creambath und einer Fußreflexzonenmassage. Herrlich! Plötzlich spürt man Muskeln an Stellen, wo man nie vermutet hätte, dass da überhaupt welche sind! Der niedliche kleine Kater, der in dem Spa rumlief, war noch ein netter Bonus obendrein. Nach der Massage aßen wir zu Mittag in einem kleinen Restaurant namens In De Bowl. Der Laden war wirklich nicht besonders groß, hatte aber hervorragendes Essen und zahlreiche motivierende Sprüche.

Nach dem Essen ging es zum Strand von Jimbaran. Zwar hat sich das Meer mal wieder von seiner besten Seite gezeigt und ist abgehauen, aber man konnte trotzdem gut an der Wasserkante entlangschlendern. Ich habe Marc erst einmal in die Kunst des Krebs-Ärgerns eingeweiht. Der ganze Strand wimmelte nämlich vor lauter kleinen Krebsen. Diese ziehen sich in ein Loch im Sand zurück, wenn man näherkommt und erscheinen erst wieder, wenn man lange stillsteht oder weitergegangen ist. Wenn man nun aber ein kleines Stöckchen nimmt und vorsichtig in das Loch hält, fühlen sich die Krabben ein wenig bedrängt und werden ungehalten. Manche mutige Krabbe reißt einem gar das Stöckchen aus der Hand. Es war schon recht amüsant zu sehen, wie Marc von einem Krabbenloch zum nächsten lief und mit voller Fokussierung bei der Sache war.

Der Strand ist recht schön, aber man findet auch hier leider viel Plastikmüll. Plastik ist ein allgegenwärtiges Problem in Indonesien. Es gibt eigentlich keinen Flecken, wo man nicht Verschlusskappen von Aquaflaschen oder sonstige Verpackungen findet. Zwar ändert sich die Einstellung der Menschen zu Plastik nach und nach, aber die Veränderung geht nur sehr langsam voran und scheitert auch oft an der mangelnden Bildung. Plastik ist billig, einfach zu bekommen und wird entsorgt, wie die Bevölkerung damals auch die Verpackungen aus Bananenblättern entsorgt hat. Dummerweise baut sich Plastik im Gegensatz zu den Bananenblättern nicht bzw. nur sehr langsam ab.

Ein paar Tage später beschlossen wir, uns den Sunset am Tegal Wangi Beach anzusehen. Wir hatten das Auto ja erst ein paar Tage und das Fahren war (und ist eigentlich immer noch) ein großes Abenteuer. Tegal Wangi ist nicht so sehr weit von unserem Haus entfernt. Dort angekommen fanden wir auch den Parkplatz, den Naja zuvor auf ihrem Scooter erscoutet hatte. Alles kein Problem! Der Strand war schon recht gut bevölkert. Es waren hauptsächlich Einheimische unterwegs, Gruppen von jungen Leuten, die sich dort zum Grillen und Schwatzen trafen. Eine Gruppe hat es tatsächlich geschafft, ihren Gasgrill in die Luft zu jagen. Gottseidank ist keiner vor Schreck von der Klippe gepurzelt. Leider lag auch hier wieder überall Müll. Der Klippenrand war mit Zigarettenstummeln dekoriert. Dennoch hatten wir von oben aus eine schöne Aussicht und konnten das Treiben der Touristen am Strand unterhalb von uns betrachten. Die meisten asiatischen Ladies schienen zum Fotoshooting todesmutig an den Rand der Klippen zu klettern, nur um dann laut kreischend Reißaus zu nehmen, sobald eine größere Welle dann doch mal ihr Ziel erreichte. Wir machten uns einen Spaß daraus, zu raten, welche Welle wohl die nächste Dame durchnässen würde.

Und dann ging die Sonne unter. Und es wurde still in meiner Seele. Sonnenuntergänge sind magisch. Man hält inne, lässt den Tag noch einmal Revue passieren und lauscht dem stummen Versprechen auf einen neuen Tag. Ich liebe diese magische Stunde am Abend, genauso wie die zauberhafte Stunde am Morgen, wenn die Welt ihren Atem anhält und auf das kommende Licht wartet.

Wir haben nicht gewartet, bis die Sonne komplett verschwunden war. Die Nächte hier sind oft stockduster und da wir unser Auto noch nicht so gut kannten, beschlossen wir vor den Massen aufzubrechen. So war zumindest der Plan. Natürlich kam es dann wieder ganz anders.

Indonesien ist ja ein Mopedstaat. Man findet nirgendwo auf der Welt so viele Motorräder wie hier. Das führt dazu, dass überall wo man hinkommt, Schwärme an Motorrädern zu finden sind. Sie sind einfach überall und parken auch überall. Das sie dabei die Ein- und Ausfahrt des Autoparkplatzes zuparken, ist ihnen vollkommen egal. Da standen wir nun auf einem mittlerweile vollen Autoparkplatz und kamen nicht raus. Glücklicherweise waren wir nicht allein und es gab auch noch andere Gruppen, die den Ort verlassen wollten. Die Herren schoben die Motorräder durch die Gegend und versuchten, zumindest ein wenig Platz zu schaffen, damit man die Autos hinausmanövrieren kann.  Tja, und so stellte ich fest, dass ich durchaus immer noch in der Lage bin ein großes Auto durch minimale Lücken zu befördern. Präzisionsarbeit, Leute! Aber sowas von! Ich habe einen neuen Rekord im Fluchen aufgestellt. In drei (!) Sprachen!

Und was treiben wir sonst so, wenn wir nicht gerade Lernen oder an der Uni sind? Wir planschen im Pool oder bestreiten epische Wasserballschlachten. Wir essen bei Koffietons, einem gemütlichen kleinen Restaurant mit der besten Pasta in Town. Oder wir sitzen beim Warung um die Ecke und schauen Schatten zu, der wie ein kleiner weißer Geist um die Tische streicht und die Gäste mit seinem schelmischen Grinsen bezaubert.

Momentan jedoch sind wir in der Semesterbreakwoche nach den Midterm Exams und befinden uns im hohen Norden von Bali, am Rande des Nationalparks. Doch das ist dann schon Stoff für den nächsten Eintrag ????

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