Live as if you were to die tomorrow. Learn as if you were to live forever. ~Mahatma Gandhi

Die Introduction Week und die erste Vorlesungswoche ist nun vorbei. Am Donnerstag der Introduction Week wurden wir am Campus mit einer offiziellen Begrüßungszeremonie willkommen geheißen. Traditionell beginnt diese mit einem balinesischen Begrüßungstanz. Es folgten Ansprachen diverser Dekane und offiziellen Vertreter der Udayana Universität und wurde gefolgt von traditinellen Snacks, Kaffee und Tee.

Anschließend stellten sich unsere Dozenten mit ihrem jeweiligen Team vor und erklärten uns die Agenda des Semesters. Sie sind alle sehr freundlich und die Themen, mit denen wir uns in diesem Semester beschäftigen werden sind auch alle sehr spannend. Die Vorfreude steigt also ????

Am Freitag ging es mittags nach Kuta Beach zum Surfen. Drei von uns (inklusive mir) fielen aus gesundheitlichen Gründen aus und Jan hatte keine Lust, seine Kellerbleiche der Sonne auszusetzen. So blieb nur noch Christian übrig, der tapfer die Fahne der Unvergleichbaren Fünf hochhalten musste und sich in die Wellen gestürzt hat. Nach einer Stunde tapferen Versuchens gab aber auch er auf. Wir Nerds sind halt nicht gemacht zum Surfen (dafür aber echt groß im Schnorcheln) ????

Wir schlossen den Tag in einem wirklich niedlichen kleinen Restaurant in der Poppies Lane II ab, dass hervorragende Pasta und Pizza serviert. Die angefutterten Kalorien konnten wir auch prompt ablaufen, da der Taxipreis aufgrund der Tatsache, dass es Freitagabend und die Location Kuta Beach war, enorm in die Höhe geschossen ist. Also suchten wir uns einen Punkt außerhalb des Beachstaus, an dem kein Einbahnstraßensystem herrschte und die Taxifahrer die Möglichkeit hatten, den Stau zu umfahren. Und prompt wurde der Fahrpreis auch wieder angenehmer.

Wir alle sind uns einig, dass wir keine Kutafans sind. Das mag daran liegen, dass wir einfach kein Interesse an exzessivem Feiern und Alkoholkonsum haben. Kuta ist aber auch einfach laut und touristisch. Die Menschen dort sind viel mehr auf Profit aus, als in den anderen Gegenden von Bali. Glücklicherweise ist Kuta ja kein Muss für uns.

Samstag war Pooltag. Jan musste feststellen, dass die Sonne ihm auch unter dem Sonnenschirm auf den Leib gerückt ist und seinen langen Stelzen einen ordentlichen Farbüberzug verpasst hat. Dahin war die adlige Blässe :D. Am Sonntag blieb ich aufgrund des berühmten Bali Belly daheim, der fast jeden Ausländer hier erwischt und für einige Tage in die erreichbare Nähe einer funktionierenden Toilette bannt, während die Anderen den Strand von Nusa Dua erkundeten. Nusa Dua ist der Bereich der 5 Sterne Luxusresorts. Der Strand dort ist schön und sauber, die Resorts traumhaft und teuer. Vom eigentlichen Bali bekommt man dort recht wenig mit, aber um ein paar Tage Ruhe und Kraft zu tanken ist es perfekt.

Und dann ging es los. Gleich am Montag hatten wir als Erstes die Besprechung unseres Student Project. Wir teilten uns in Gruppen von 2-4 Leuten auf und sollten uns 3 Themen überlegen, die wir während des Semesters gerne bearbeiten möchten. Von diesen 3 Themen wird unser Dozent eines auswählen. Naja, Christian und ich bildeten eine Gruppe, während sich Jan und Marc zusammenschlossen. Für uns war die Suche nach den Themen recht kurz, da wir uns seit dem Coral Workshop schon Gedanken darüber gemacht haben. Wir werden am kommenden Montag unsere Themenwahl per PowerPoint Präsentation dem Dozenten und unseren Kommilitonen vorstellen und gespannt warten, welches Thema wir bearbeiten dürfen. Freundlicherweise ist uns auch die Nutzung eines Labors in Aussicht gestellt worden, was uns die Arbeit enorm erleichtern dürfte.

Verbunden mit der Bearbeitung der Projektthemen sind auch diverse Field Trips zu entsprechenden Stätten, die in Bezug auf die Thematik stehen. Diese können sowohl im Rahmen der praktischen Übungen stattfinden, als auch von uns selbst während der Wochenenden organisiert werden. Wir werden zusehen, dass unsere Gruppen zusammen reisen können. Der Vorteil daran ist natürlich, dass wir noch viel mehr von Bali sehen werden.

In den folgenden Tagen hatten wir dann an jedem Tag mindestens eine Vorlesung, die von einer praktischen Übung gefolgt wurde. Bahasa Indonesia kann ich zwar schon, aber dennoch hat es mir viel Spaß gemacht. Als „Ich-spreche-aus-dem-Bauch-heraus-also-geh-weg-mit-Grammatik“- Kind, kann ich eine meiner Muttersprachen mal von einer anderen Seite kennenlernen.

In der Tropical Horticulture Übung lernten wir, Orchideensetzling aus ihrer Vorzucht in einem Bett aus Agar-Agar und Aktivkohle umzutopfen. Dazu werden die Setzlinge vorsichtig aus dem Agar-Agar befreit und ihre Wurzeln von der Aktivkohle und Nährlösung befreit, damit sie später keine Ameisen anlocken. Dann werden sie in ein Fungizid getaucht, mit Kokosfasern umwickelt und in einen Becher mit Aktivkohle gesetzt. Die Kokosfasern dienen dem Feuchtigkeitserhalt und die Aktivkohle wirkt antibakteriell und liefert Nährstoffe. Leider kam auch hier wieder Plastik zum Einsatz (Becher und ein Plastikband zur Befestigung der Kokosfasern). Unser kleiner Setzling heißt Theo und wir wünschen ihm alles Gute ???? ❤

Es folgten noch Tropical Marine Ecology, Marine Pollution und zu guter Letzt Ethnobiology.

Unsere Dozenten sprechen eine etwas eingeindonesischte Form von Englisch, an die man sich aber sehr schnell gewöhnt. Sie sind sehr freundlich und harmoniebedürftig.

Apropos Harmonie…unsere Vorlesung in Ethnobiology gestern hat mich doch sehr nachdenklich gestimmt. Unsere Dozentin Ibu Ni Luh Watiniasih hat uns einen Einblick in die Verbundenheit der balinesischen Bevölkerung mit der sie umgebenden Natur gegeben. Durch die hinduistische Religion auf Bali glauben die Menschen an Karma und sagen, dass alles, was man einem Menschen, einem Tier oder einer Pflanze antut, auf einen zurückfallen wird. Ihre Religion erfordert den Gebrauch von Pflanzen und Tieren sowohl in den täglichen als auch in den besonderen Zeremonien, was bewirkt, dass sie automatisch ihre Flora und Fauna schützen. Selbst die balinesischen Tänze stellen ihre Verbundenheit zur Natur dar. So soll zum Beispiel der Oleg Tamulilingan Tanz das geschäftige Treiben von Bienen in einem Garten darstellen. Die Tänzer stellen jeweils eine weibliche und eine männliche Biene dar. Die männliche Biene macht der weiblichen Biene Avancen und jagt sie von Blume zu Blume, bis sie letztendlich seinem Werben nachgibt.

Als Ibu Luh aber schließlich fragte, ob es in Deutschland auch entsprechende Tänze oder Bräuche gebe, die eine Verbindung mit der Natur darstellen sollen, herrschte Schweigen. Und da wurde uns bewusst, dass wir zwar ein hochtechnologisiertes Land sind, aber den Bezug und vor allem die spirituelle Bindung zu unserem Land schon lange verloren haben. Wieviel mehr könnten wir erreichen, wenn es uns gelänge, diese Verbindung wieder zu finden?

Die Balinesen streben nach Harmonie. Sie bitten ihre Götter täglich darum, mit sich und mit ihrem Umfeld in Harmonie leben zu können. Im Gegensatz dazu sind die Deutschen sehr optimiert und auf ihr eigenes Wohl fokussiert. Die heutige Ellenbogengesellschaft führt dazu, dass jeder auf seinen eigenen Erfolg und sein eigenes Kapital konzentriert ist und öfter mal den Blick auf das große Bild verliert, aber auch auf sich selbst verliert. Wir hetzen nur noch von einem Termin zum nächsten und wissen die kleinen Dinge im Leben nicht mehr zu schätzen. Eine Tasse Tee am frühen Morgen, während die Welt erwacht. Tiefes Durchatmen während eines Waldspaziergangs. Einfach nur den Geräuschen der Natur lauschen.

Konträr jedoch zu der hinduistischen Verbundenheit mit der Natur steht der immense Konsum von Plastik auf Bali. Mein Ziel war es, meinen Kommilitonen die Plastikproblematik auf Bali live vor Ort zeigen zu können. Und wir haben bisher schon sehr viele erschreckende Bilder gesehen, wovon eine Motorradfahrerin, die im Fahren mal eben so ihren Starbucksbecher in den Graben geworfen hat noch das Harmloseste ist.

Die Modernisierung Balis brachte eine enorme Plastikflut mit sich. Wo früher Mahlzeiten in Bananenblätter eingewickelt wurden, wird heute Styropor und Plastik verwendet. Die Behälter und Teller aus Palmblättern sind Geschirr aus Plastik gewichen. Und es fehlt leider noch das Bewusstsein in der Bevölkerung, dass Plastik nicht wie diese Blätter einfach verrottet, wenn man es in den Fluss schmeißt.

Aber es beginnt ein Umdenken! In Supermärkten gibt es keine Plastiktüten mehr. Manchen gehen sogar so weit, dass man sogar selbst mitgebrachte Plastiktüten im Gebäude des Supermarkts nicht verwenden darf. Es gibt mehr Trinkflaschen und auch Möglichkeiten, sie aufzufüllen. Nichtsdestotrotz ist der Weg noch lang. Aber jeder Anfang ist schwer und das Wichtigste ist, dass man überhaupt damit begonnen hat.

Wir haben gestern unseren Wocheneinkauf hinter uns gebracht und konnten davor Bakmi Gajah Mada essen, wo man mit Abstand die besten Nudelsuppen bekommt. Und die besten gebratenen Wantans! Anscheinend haben sie Marc so sehr gemundet, dass er sich eine Zehnerportion ganz für sich allein bestellt hat.  ????

Nachdem sich unser Unialltag etwas eingespielt hat, werden wir beginnen, an den Wochenende auf Tour zu gehen und Bali zu erkunden. Was auf viele schöne neue Fotos und Berichte hoffen lässt ????

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